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Jedes Jahr nehmen sich in Deutschland nach den offiziellen Statistiken ungefähr 10.000 Menschen das Leben. Im Jahr 2007 waren es 7009 Männer und 2393 Frauen. Diese Zahlen sind deutlich höher als die der Verkehrstoten (2007: 5011). Die Suizidziffer beträgt in Deutschland 17,4/100.000 für Männer und 5,7/100.000 für Frauen. In Deutschland stirbt daher jeder 87. Mann (bei einer mittleren Lebenserwartung von 76,2 Jahren) und jede 243. Frau (bei einer Lebenserwartung von 81,8 Jahren) durch Suizid.




Abbildung 1: Suizidraten Deutschland 1892 - 2007
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnung durch WHO-Gruppe)

Es existieren in Deutschland deutliche regionale Unterschiede mit deutlich höheren Ziffern in Sachsen, Thüringen und Bayern und niedrigen Ziffern in Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt (s. Tabelle 1). Diese Unterschiede sind nicht auf unterschiedliche Altersstrukturen in den Ländern zurückzuführen und lassen sich schon in den ersten statistischen Erhebungen im 19. Jahrhundert beobachten.




Tabelle 1: Suizide und Suizidraten 2007 in den deutschen Bundesländern,
absteigend sortiert nach den Gesamt-Suizidraten
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnung durch WHO-Gruppe)

Die Altersverteilung folgt in Deutschland dem sogenannten "ungarischen Muster", d. h. mit zunehmendem Alter steigen die Suizidziffern an (vgl. Abb. 2).



Abbildung 2: Anzahl der Suizide in Deutschland nach Alter und Geschlecht im Jahr 2007
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnung durch WHO-Gruppe)


In den letzten Jahren ist in Deutschland eine Verschiebung des Anteils alter Menschen, insbesondere von älteren Frauen an der Gesamtzahl der Suizide feststellbar. Fast jeder zweite Suizid einer Frau ist mittlerweile der einer Frau über 60 Jahre (vgl. Abb. 3).



Abbildung 3: Anteile älterer Menschen (über 60 Jahre) an der Bevölkerung und an der Gesamtzahl der Suizide. (Jeweils im Vier-Jahres Durchschnitt.)
(Quelle: Statistisches Bundesamt, Berechnung durch WHO-Gruppe)

Die Anzahl der Suizidversuche liegt um ein Zehnfaches höher. Die Suizidversuchshäufigkeit ist in jüngeren Altersgruppen am höchsten, am meisten gefährdet sind die 15 – 25jährigen jungen Frauen (Schmidtke et al., 2002, vgl. Abb. 4). Die Suizidversuchsraten der jüngeren Altersgruppen scheinen in den letzten Jahren wieder anzusteigen. Die Anzahl der Schwersttraumatisierten nach Suizidversuch kann entsprechend der Anzahl der Suizide geschätzt werden.



Abbildung 4: gemittelte Suizidversuchsraten in Würzburg nach Alter und Geschlecht der Jahre 2001-2005 (Quelle:WHO/EURO Multicentre Study on Suicidal Behaviour, Catchment Area Würzburg, Berechnung durch WHO-Gruppe).
 

Jeder Suizid- und Suizidversuch betrifft nach Studien der WHO mindestens sechs weitere Menschen. (WHO, 2000). Suizidales Verhalten stellt daher ein großes gesellschaftliches und gesundheitspolitisches Problem dar, nicht nur wegen des individuellen Leides sondern auch wegen der erheblichen Gesundheitskosten. Suizidales Verhalten wurde daher 1998 auch erstmals im Gesundheitsbericht der Bundesregierung in einem gesonderten Kapitel behandelt (Schmidtke et al., 1998).

Studien zeigen, dass in den Wochen vor dem Suizid viele Menschen häufiger als sonst einen Arzt aufsuchen, die Suizidgefährdung aber offensichtlich nicht erkannt wird. In den WHO-Studien fand sich auch, dass die durchschnittliche Zahl von Behandlern, die nach einem Suizidversuch mit den suizidalen Personen Kontakt haben, über fünf (!) liegt. Schon die Studien der Arbeitsgruppe von Möller (Möller et al., 1994) zeigten aber, dass eine kontinuierliche Behandlung im Sinne der Suizidprävention besser ist als eine länger dauernde mit verschiedenen Behandlern.

Prävention suizidalen Verhaltens ist nach Auffassung der Weltgesundheitsorganisation WHO aus diesem Grunde ein vordringliches gesundheitspolitisches Problem. In mehreren anderen europäischen Ländern wurden schon nationale Suizidpräventionsprogramme etabliert (Wassermann, 2002). In Deutschland existiert bisher noch kein nationales Programm. Aus diesem Grunde hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) auf seiner Sitzung im Dezember 2001 in Berlin eine Arbeitsgruppe mit der Aufgabenstellung gegründet, in Zusammenarbeit mit allen relevanten gesellschaftlichen Gruppierungen und Vereinigungen ein nationales Suizidpräventions-programm zu initiieren.

 

Literatur

Fiedler, G. (2002). Suizide, Suizidversuche und Suizidalität in Deutschland - Daten und Fakten, Internet-Dokument: http://www.suicidology.de/online-text/daten.pdf

Möller, H.J., Bürk, F., Dietzfelbinger, T., Kurz, A., Torhorst, A., Wächtler, C., Lauter, H. (1994) Ambulante Nachbetreuung von Patienten nach Suizidversuch. Empirische Untersuchung zur Verbesserung der Psychiatrischen Versorgung von Parasuizidpatienten im Allgemeinkrankenhaus. Regensburg: S. Roderer Verlag

Schmidtke, A., Bille-Brahe, U., DeLeo, D. & Kerkhof, A. (Hrsg.) (2002). Suicidal Behaviour in Europe: Results from the WHO/Euro Multicentre Study on Suicidal Behaviour. Göttingen: Hogrefe.

Schmidtke, A., Weinacker, B. & Fricke, S. (1998). Suizid. In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Gesundheitsbericht für Deutschland, Kap. 5.16. Stuttgart: Metzler-Poeschel, 223 - 226.

Schmidtke, A., Weinacker, B. & Löhr, C. (2000). Epidemiologie der Suizidalität im 20. Jahrhundert. In: M. Wolfersdorf & C. Franke (Hrsg.) Suizidforschung und Suizidprävention am Ende des 20. Jahrhunderts. Regensburg: S. Roderer Verlag, 63 - 88.

Schmidtke, A., Weinacker, B. & Fricke, S. (1998). Suizid. In: Statistisches Bundesamt (Hrsg.) Gesundheitsbericht für Deutschland, Kap. 5.16. Stuttgart: Metzler-Poeschel, 223 - 226.

Wasserman, D. (2002). Suicide Prevention in Europe. WHO Working Paper.